Unternehmensreise zur Medizintechnikmesse Zdravookhraneniye 3. bis 6. Dezember 2012 nach Moskau: Interview mit Joachim Wildeis, enverdis GmbH Jena, Teilnehmer der Reise

Herr Wildeis, würden Sie bitte die enverdis GmbH kurz vorstellen?

Joachim Wildeis: Die enverdis GmbH ist ein Entwickler und Hersteller von Produkten der Medizintechnik. Dabei sind zwei wichtige Produkte zu nennen - zum einen der Cardiologic Explorer, ein dreidimensionales EKG, das die Vorstufen von Herzinfarkten ohne Belastung des Patienten erkennen kann. Zum anderen der Vascular Explorer, der anhand des Blutdrucks und der Pulswellengeschwindigkeit versteifte Arterien ermitteln kann und das Gefäßalter bestimmt. Enverdis hat seinen Sitz in Jena und wurde 2009 mit Venture Capital gegründet. Im Rahmen der Umwandlung eines Forschungsbetriebes in ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen wurde im letzten Jahr eine Konsolidierung durchgeführt.

Wie wurden Sie auf das Angebot von Thüringen International aufmerksam?

JW: Es gab eine Einladung des Thüringer Wirtschaftsministeriums beziehungsweise der LEG, um die regionalen Betriebe bei deren Bemühungen, Kundenkontakte in Russland zu akquirieren, zu unterstützen. Im Vorfeld bekamen wir die Möglichkeit in Erfurt, geeignete Vertriebspartner für Russland kennenzulernen und weiterhin an einem Seminar teilzunehmen, das uns die kulturellen Besonderheiten des Landes näherbrachte. Alleine wären wir nicht auf die Idee gekommen, ausgerechnet nach Russland zu gehen - logischerweise orientiert man sich in unserem Markt und mit unserer Biographie eher nach Westen hin. Wenn Sie weder Sprachkenntnisse noch Kenntnisse hinsichtlich der Kultur in diesem Teil der Welt haben, braucht man Anstöße von außen.

Welche Eindrücke bringen Sie mit?

JW: Die Reise war nicht vergleichbar mit bisherigen Auslandserfahrungen. Es geht in Russland doch ein wenig anders zu als in den Ländern, die ich bisher besucht habe. Schon die Sprache und die Schrift sind mir fremd. In einem Land in dem man kein Schild lesen kann, ist die Bewegungsfreiheit ohne Hilfe stark eingeschränkt. Eine kompetente Reiseführung ist hier zwingend notwendig und die bekamen wir von der LEG. Kulturelle Unterschiede konnte ich aufgrund unserer Kontakte nicht feststellen. Von der Atmosphäre her fühlte ich mich sogar ziemlich heimisch. 

Geschäftlich war die Reise außerordentlich interessant. Enverdis war auf dem deutschen Gemeinschaftstand untergebracht und wurde durch eine Dolmetscherin betreut, die von der LEG zur Verfügung gestellt wurde. Thüringen International sorgte auch für Gesprächspartner, die für unsere Produkte Interesse haben könnten. Dies war außerordentlich hilfreich, denn selbst mit Dolmetscher und eigenem Stand wäre uns ja nichts anderes übriggeblieben, als einfach nur zu warten. So sind die potenziellen Kunden direkt zu uns gekommen, was eine sehr komfortable Situation war. Fünf Termine in eineinhalb Tagen, das ist außergewöhnlich. Bisher ist kein Kontakt weggebrochen, und es würde eigentlich schon genügen, wenn nur ein einziger greift. Ich würde die Reise als einen vollen Erfolg einstufen.

Gibt es konkrete Ergebnisse der Reise

JW: Wir haben einen Vertriebspartner in Russland gefunden und befinden uns in der Phase der Vertragsvereinbarung. Weiterhin hat eine Verantwortliche aus dem Gesundheitssektor einer Region mit der Größe der Bundesrepublik unsere Einladung nach Thüringen angenommen. Damit erschließt sich das Marktpotenzial einer ganzen Reihe von Krankenhäusern für unsere Produkte. Zu guter Letzt wird uns unsere Dolmetscherin auch künftig zur Verfügung stehen.

Ist die Reise dem Anspruch als Türöffner gerecht geworden?

JW: Absolut, ich habe mein Berufsleben schon vor längerer Zeit in Bayern begonnen und ich wünschte, ich hätte derartige Unterstützung erfahren. Jungunternehmer, die diese Hilfe von der Landesregierung Thüringens in Anspruch nehmen, sind gut beraten.

Planen Sie vor dem Hintergrund der erfolgreichen Russlandreise, Ihre Auslandsaktivitäten weiter auszubauen?

JW: Ja, unbedingt. Unsere Produkte sind so ausgelegt, dass sie lediglich die Qualifikation eines gewöhnlichen Arztes benötigen. Sie bieten nahezu die gleiche Leistung wie wesentlich teurere medizintechnische Geräte. Speziell in den Ländern, in denen die wirtschaftlichen Mittel eher limitiert sind, würden unsere Produkte großen Anklang finden. So gesehen würden wir uns freuen, wenn wir - natürlich immer der Reihe nach - auch Türen in Ländern geöffnet bekämen, die wir aus uns heraus sonst nicht zu akquirieren versuchen würden.

Herr Wildeis, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jochen Rausch, Thüringen International.