Was bringt ein Messeauftritt im Ausland wirklich?

Es ist von großem Vorteil, wenn sich Thüringer Unternehmen im Ausland auf internationalen Fachmessen präsentieren – sagt man zumindest! Was das Präsentieren und Kontakteknüpfen auf internationalem Messeparkett tatsächlich bringt, welche Rolle Thüringen International hierbei spielt und wer Sie finanziell unterstützt, das fragen wir in unserem Sommerinterview LEG-Messechefin Nicole Spading und TI-Teamleiter Dr. Stefan Blechschmidt.

Thüringer Unternehmen präsentieren sich gemeinsam bei der Medi-Pharm EXPO in Vietnam, Bild: LEG Thüringen

Herr Dr. Blechschmidt, warum sollten sich Thüringer Firmen überhaupt auf einer internationalen Fachmesse im Ausland präsentieren?

Blechschmidt: „Vor allem für Unternehmen mit geringer oder überhaupt keiner Export-Erfahrung sind ausländische Fachmessen eine sehr gute Gelegenheit, um einerseits vor Ort den entsprechenden Markt kennen zu lernen und andererseits ein Gefühl für die Gepflogenheiten und Bedarfe dieses Marktes zu erhalten. Zudem kommt man recht unkompliziert in Kontakt mit potenziellen Kunden, und eine gute Werbung ist ein gelungener Messeauftritt allemal.“

Frau Spading, wie unterstützen Sie Unternehmen bei ihrem Messeauftritt?

Spading: „Für uns ist es wichtig, dass sich die Unternehmen während ihres Messeauftritts voll und ganz auf sich und die Präsentation ihres Unternehmens und Know-hows konzentrieren können. Das hat für uns oberste Priorität. Damit die Firmen bei Besuchern und potenziellen Kunden einen bleibenden Eindruck hinterlassen, setzen wir sie auf unseren Firmengemeinschaftsständen oder unter dem Dach deutscher Gemeinschaftsstände richtig in Szene – ohne dass dies mit hohen Kosten verbunden ist. Hierbei übernehmen wir die komplette Messeorganisation – von der Beantragung der Standfläche über den Bau des passenden Messestandes inklusive gastronomischer Versorgung bis hin zum Dolmetscher.“

Was ist Ihr Tipp für Unternehmen, die sich das erste Mal auf einer internationalen Fachmesse präsentieren möchten?

Blechschmidt: „Sprache ist alles, kann ich da nur sagen! Es hilft nichts, wenn der Messestand und die mitgebrachten Ausstellungsstücke noch sehr ins rechte Licht gerückt sind, es aber keinen Ansprechpartner gibt, der aktiv auf mögliche Kunden zugeht und ihnen zeigt, was und wie die eigene Technologie funktioniert. Da ist die richtige Sprache natürlich wichtig. Englisch wird fast überall auf der Welt gesprochen. Wenn man hier punkten kann, wird das von den meisten Geschäftsleuten honoriert. Aus meiner Sicht ebenso unerlässlich für einen gelungenen Messeauftritt ist ein gewisses interkulturelles Gespür.“

Was meinen Sie damit?

Blechschmidt: „Je nach Region gibt es zum Teil sehr unterschiedliche Vorgehensweisen in der Geschäftsanbahnung und der Verhandlungspraxis. Während es in Deutschland zum guten Ton gehört, stolz und direkt von den eigenen Errungenschaften und Problemlösungskompetenzen zu berichten, ist ein wohlgesetztes Understatement im internationalen Geschäft oftmals die bessere Methode in der Geschäftsanbahnung. In der Verhandlungspraxis selbst geht es dann darum, Verhaltensweisen des Gegenübers besser zu lesen und zu verstehen.

Weil es einer ganzen Reihe von Unternehmern immer wieder schwer fällt, sich auf neue Gegebenheiten und Märkte einzulassen, haben wir eigens hierfür ein interkulturelles sprachliches Training aufgelegt, für das sich Unternehmen auf Grund einer Verlängerung der Anmeldefrist gern noch bis zum 19. August 2016 anmelden können. Im ersten berufsbegleitenden Veranstaltungsabschnitt werden die Teilnehmer für grundlegende interkulturelle Aspekte sensibilisiert und frischen ihre Englischkenntnisse in Bezug auf Eigenpräsentation und sicherer Verhandlungsführung auf. Ihr so erworbenes Wissen können sie dann während einer Unternehmensreise nach Lettland direkt in der Praxis austesten und erfolgreich anwenden.