Dialog zwischen zwei Kontinenten: Unsere Expertin im Interview

Bild: LEG Thüringen

Olympia ist vorbei, und die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage stehen vor der Tür. Ein guter Grund, unsere Auslandsbeauftragte Illka von Borries-Harwardt nach der Stimmung im Land zu fragen und mit ihr einen kleinen Ausblick auf die Veranstaltung im Oktober zu wagen.

Wie haben Sie die Stimmung während der Olympischen Spiele empfunden? Welchen Effekt auf die brasilianische Wirtschaft erwartet man von Olympia?

"In der brasilianischen Bevölkerung war der Olympia-Elan ein wenig gebremst, was sich auch in den Besucherzahlen widerspiegelte. Insgesamt zählte man rund 1, 7 Mio. Besucher, davon 480.000 ausländische Gäste, die im Schnitt 150 US-Dollar am Tag ausgaben. Die Hotels – darunter auch 46 speziell für Olympia gebaute Hotelbetriebe - waren aber immerhin zu 94 Prozent belegt.

Viele Experten sagen, dass sich die Konjunkturwirkung von Großveranstaltungen in Grenzen hält. An Investitionen sind für Olympia 2016 rund 2 Milliarden Euro geflossen, Tausende von temporären Arbeitsplätzen wurden geschaffen und zahlreiche Zulieferaufträge vergeben. Rio de Janeiro und der Gouverneur sind davon überzeugt, dass die meisten ausländischen Gäste wieder nach Brasilien kommen werden. Der Tourismus spielt in Brasilien eine große Rolle für die lokale Kaufkraft und somit für die gesamte Wirtschaft. Von dem Rampenlicht, in dem Brasilien nun für einige Wochen stand, erhofft man sich auch hinsichtlich der Nachfrage nach hiesigen Produkten eine Steigerung. Momentan ist der Wechselkurs relativ stabil, was Exporte fördert.

Ob diese Vorstellungen wahr werden, kann aber nur die Zeit zeigen, momentan jedoch sehen Wirtschaftsprognosen 2017 wieder ein positives Wachstum für Brasilien."

Mitte Oktober finden die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage in Weimar statt. Sie haben oft an dieser Veranstaltung teilgenommen. Was können die Thüringer Unternehmer davon erwarten? Wen können sie bei der Konferenz treffen?

"Brasilien kommt nach Thüringen! Thüringer Unternehmen sollten die Gelegenheit nutzen, um Kontakte zu knüpfen und aus erster Hand Informationen über ihre Branchen zu erhalten. Besonders freut mich, dass hochrangige Wirtschaftsvertreter und Multiplikatoren wie der Präsident der Staatlichen Wasserversorgung von Sao Paulo (Sabesp) sowie der Präsident des Textilclusters von Recife teilnehmen werden. Darüber hinaus werden auch vier Delegationen in Thüringen verweilen, deren Wirtschaftsvertreter am Business Matching teilnehmen werden - einer Partner-Plattform, die große Chancen für Thüringer Unternehmen bietet.

Die Brasilianer erhoffen sich weitere Partnerschaften mit deutschen Unternehmen und sind auf der Suche nach neuen Austauschmöglichkeiten, Technologien und Investitionen. Besonders gefragt sind Alternativen zur Energiegewinnung sowie Lösungen in den Bereichen Bergbau, Infrastruktur, Wasser und Abwasserentsorgung. Ebenfalls willkommen sind Technologien in allen Wirtschaftsbereichen der Landwirtschaft und die verstärkte Ansiedlung von Zulieferern für BMW im Bundesstaat Santa Catarina."