„Die Philippinen - unterschätzter Markt mit starkem Wachstum“
Franziska Döll, Projektleiterin Südasien bei Thüringen International hatte Gelegenheit, dem Geschäftsführer der neuen AHK-Geschäftsstelle auf den Philippinen, Peter Kompalla, einige Fragen zu stellen.
Nach einer sehr positiven Entwicklung in den letzten Jahren sind die Philippinen heute eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsräumen Asiens. Zugleich sind die ausländischen Direktinvestitionen allein im Zeitraum 2011 bis 2013 um über 90 Prozent gestiegen.
Was hat Sie als langjährigen Kenner der asiatischen Märkte an der wirtschaftlichen Entwicklung der Philippinen am meisten beeindruckt?
Kompalla: Die Konsequenz, mit der die Regierung seit der Wahl von Präsident Aquino 2010 die wirtschaftliche Entwicklung vorantreibt. Sie hat den Staatshaushalt saniert, sodass es jetzt solide öffentliche Finanzen gibt, und sie hat die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen deutlich verbessert.
Die Wirtschaft der Philippinen wuchs in den vergangenen drei Jahren jeweils um über sechs Prozent. Welche Faktoren haben dazu geführt und welche Sektoren bieten das größte Potenzial?
Kompalla: Für die nächsten zwei Jahre prognostiziert die Weltbank sogar ein Wachstum von über sieben Prozent, das wäre führend in der Region. Dies resultiert aus einem Leistungsbilanzüberschuss, starken Auslandsinvestitionen und den Rücküberweisungen von Filipinos aus dem Ausland, die zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Immenses Potential gerade für deutsche Lieferanten haben die Bauwirtschaft und die Lieferanten von Bauausrüstungen wegen der großen Infrastrukturmaßnahmen. Der Medizin- und Gesundheitsmarkt ist fast vollständig ein Importmarkt, weshalb er ebenfalls sehr große Chancen bietet. Hinzu kommen die stark wachsenden Sektoren Umwelt- und Energietechnik sowie Nahrungsmittel.
Das neue Handelspräferenzprogramm mit der EU (GSP+) soll die Rahmenbedingungen weiter verbessern. Profitieren davon auch deutsche Unternehmen?
Kompalla: Von GSP+ profitieren gerade Einkäufer in Deutschland. Sie können den Beschaffungsmarkt auf den Philippinen sondieren und feststellen, dass es hier zum Beispiel eine große Zahl von Lieferanten im Bereich Automotive gibt, was vielen Unternehmen in Deutschland gar nicht bewusst ist. Der Wegfall der Einfuhrzölle macht die Philippinen als Handelspartner noch attraktiver.
Bei den Philippinen denkt man aber auch an mangelnde Rechtssicherheit, wie der jahrelange Streit um den Hauptstadtflughafen in Manila gezeigt hat. Was sind die größten Risiken für deutsche Unternehmen?
Kompalla: Die rechtlichen Institutionen sind noch nicht voll entwickelt, aber auf einem sehr guten Weg. Die drei größten Risiken, die wir häufiger beobachten, sind erstens mangelnde Vorbereitung auf dem hiesigen Markt, zweitens die Wahl der falschen Geschäfts- und Dienstleistungspartner und drittens der Export von Produkten, für die es hier noch keinen Bedarf gibt. Großes Potenzial geht mit Risiken einher. Diese sind aber abwendbar, nicht zuletzt durch Informationen, Marktanalysen und Beratungen unserer Kammer.
Eine ihrer Dienstleistungen ist das ‚Office-in-Office’. Worum handelt es sich dabei?
Kompalla: Mit Office-in-Office unterstützen wir vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die in den Markt einsteigen wollen, aber kein Budget für den Aufbau eigener Strukturen von Anfang an haben. Die Unternehmen haben einen festen Mitarbeiter, der nur für sie arbeitet, der aber unsere Infrastruktur sowie Kapazitäten nutzt. Damit hat das Unternehmen eine geringe Kapitalbindung und umgeht Lizensierungsverfahren, das komplizierte Buchhaltungssystem, den Aufbau einer Rechtsform usw. So kann es sich bei minimalen Risiken eine eigene Struktur aufbauen.
Bitte beenden Sie den Satz „Der philippinische Markt bietet sich für Thüringer Unternehmen als Absatzmarkt und Investitionsstandort an, weil...“
Kompalla: der Markt stetig wächst, die Filipinos einen sehr guten Ausbildungsstand und ausgezeichnete Englischkenntnisse haben, es hervorragende Sonderwirtschaftszonen mit separater Zollabwicklung gibt und die Regierung attraktive Förderkonditionen für ausländische Investoren gewährt.
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