Global Markets Extra-Ausgabe

CHINA: Herr Zhi Hao, Shanghai

Bild: LEG Thüringen

Interview mit Zhi Hao, Auslandsbeauftragter von Thüringen International in China

Herr Hao, bitte stellen Sie sich und Ihren Service, den Sie Thüringer Unternehmen anbieten, kurz vor.

„Bei der Planung des Einstiegs in den chinesischen Markt, beim Vertrieb sowie beim Einkauf in Greater China treffen Thüringer Unternehmen nach wie vor auf eine Vielzahl von Herausforderungen wie Sprach- und Kommunikationsbarrieren, mangelnden Zugang zu Marktinformationen oder auf die Besonderheiten der chinesischen Geschäftspraxis. Aus diesem Grund berate ich Thüringer Unternehmen bei deren Vorbereitung des Markteinstiegs und helfe ihnen bei ihren ersten Schritten auf dem für sie neuen Markt. Gleichzeitig begleite ich auch unsere “chinaerfahrenen“ Thüringer Kunden bei ihren Aktivitäten. Hauptsächlich werde ich von den Unternehmen um Unterstützung bei der Suche nach Geschäftspartnern und beim Aufbau des Vertriebs- bzw. Beschaffungsnetzwerks in China gebeten. Marktstudien und die Begleitung zu Terminen mit chinesischen Gesprächspartnern zählen aber ebenso zu meinen Dienstleistungen. Die Dienstleistungen sind sehr vielfältig und für die Kunden aus Thüringen maßgeschneidert. Sie reichen von der Beschaffung verschiedenster Informationen, beispielsweise zu Branchenspezifika, Messen und Ausstellungen, Firmenadressen, Behörden- und Verbandskontakten, statistischem Material, öffentlichen und privaten Projektansätzen unter Einbeziehung Thüringer Unternehmen bis hin zur Vorbereitung und Betreuung von Geschäftsbesuchen der Unternehmen.“

Ist Ihr Angebot mit Kosten für die Thüringer Unternehmen verbunden?

„Die Dienstleistungen sind zumeist kostenfrei. Bei einigen Dienstleistungen entstehen externe Kosten. Hierüber informieren wir aber immer im Vorfeld.“

China strebt einen Wandel seiner Wirtschaftsstruktur an. Innovation und Produktivität sollen einen höheren Stellenwert erhalten. Wie können Thüringer Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren?

„Chinas Gesamt-BIP-Wachstum betrug 2015 6,9 Prozent. Das klingt nach den Zahlen aus den vergangenen Jahren wenig, ist aber immer noch doppelt so hoch wie im weltweiten Vergleich. Das Land wird alles dafür tun, das Wachstumsziel von 6,5 bis 7 Prozent für die kommenden Jahre zu erreichen. Dies spiegelt die ‚neue Normalität‘ wider, in der sich Chinas Wirtschaft bewegen soll. Das Land will weg von der ‚Werkbank der Welt‘, hin zu einer von Binnenkonsum, Innovation und Produktivität getriebenen Wirtschaft. Die chinesische Regierung hat unter anderem durch Programme wie ‚Made in China 2025‘ und den neuen Fünfjahresplan Leitlinien vorgegeben, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Wer als Thüringer Unternehmen wachsen will, die Nachfrage in China erkennt und die richtigen Produkte hat, kann jetzt gezielt sein Know-how und seine Erfahrung einbringen und so als wichtiger Kooperationspartner für China dienen. Hier biete ich gern an, gemeinsam mit den Thüringer Unternehmen, die sich mit dem Gedanken des Markteintritts in China tragen, zu überlegen, ob dies sinnvoll ist und zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Ich stehe als Auslandsvertreter ja nicht nur den Unternehmen zur Verfügung, die sich bereits im Klaren sind, welche Art Unterstützung sie beim Markteintritt oder -ausbau benötigen, sondern natürlich immer auch denen, denen es zunächst nur darum geht, das Potenzial für sich in China abzuschätzen.“

Welche Branchen haben mittelfristig besonders gute Chancen auf dem chinesischen Markt?

  • Moderne Technologien (Maschinenbau, Elektronik, Optik, Feinwerktechnik, Sensorik usw.), denn sie  bieten  genau das, was China heute bei der Umstrukturierung seiner  Wirtschaft braucht: Hocheffiziente Technologien als Grundlage für hohe Wertschöpfung in der Industrie.
  • Umweltschutz / Energieeffizienz: Für deutsche Unternehmen sind hierbei insbesondere weitere Marktliberalisierungen, die Förderung von Verbesserungen beim Umweltschutz, etwa die Reduktion des CO2-Ausstoßes und die Förderung von grünen Technologien, von zentraler Bedeutung.
  • E-Business: Die Bedeutung des E-Business und des mobilen Internets nimmt  in China rapide zu.
  • Pharmaindustrie und Medizintechnik: Demographischer Wandel und Urbanisierung verursachen den Bedarf.
  • Elektromobilität: Die chinesische Regierung hat bereits Förderprogramme aufgelegt.

Sie sind seit 2015 als Auslandsbeauftragter für uns tätig. Welche Erfahrungen konnten Sie bereits mit Thüringer Unternehmen sammeln?

„Während meiner Arbeit bei der AHK Shanghai seit 2009 und als Auslandsbeauftragter seit 2015 habe ich viele Thüringer Unternehmen getroffen. Ihre Professionalität und Flexibilität beeindrucken mich besonders. Carl Zeiss, Jenoptik und Schott haben einen bemerkenswerten Erfolg in China erreicht. Sie alle haben auch langfristige Kooperationen mit der AHK. Nicht nur große Unternehmen, sondern auch KMUs aus Thüringen sind sehr aktiv auf dem chinesischen Markt. So fand z.B. im März 2016 die Laser World of Photonics China in Shanghai statt, an der sieben Aussteller aus Thüringen erfolgreich teilgenommen haben. SPORTident hat in diesem Jahr einen passenden chinesischen Geschäftspartner gefunden, und ich bin überzeugt, dass die Firma ihren Erfolg in China fortsetzen wird. Aller Anfang ist schwer. Aber ohne Anfang kann es keinen Erfolg geben. Ich bin bereit und immer für Sie da!“

Was müssen Thüringer Unternehmen unbedingt beachten, wenn sie sich in China engagieren möchten?

„Sie sollten sich zunächst bewusst sein, mit welcher Intention sie nach China wollen. Nur die Kosten (vor allem für Arbeitskräfte) sollten jedenfalls nicht mehr im Vordergrund stehen, denn sie sind bei weitem nicht mehr so niedrig wie noch vor Jahren. Dann ist es so, dass je nach Branche ein Joint Venture die einzige Möglichkeit für ein ausländisches Unternehmen sein kann, in China Fuß zu fassen. Und nicht zuletzt ist es die interkulturelle Kompetenz, die nach wie vor ein nicht zu unterschätzender Aspekt in der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit ist. Wer sich auf China vorbereiten will, hat große Vorteile, wenn er weiß, was dort von ihm erwartet wird und was er selbst erwarten kann.“