Global Markets Extra-Ausgabe

Neue Handelsmöglichkeiten in Lateinamerika

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Gastbeitrag von Justin S. Hepworth, Jurist bei Foran Glennon, Las Vegas/ USA

Die Wahl von Präsident Trump im Jahr 2016 und der sich abzeichnende Rückzug der USA als Vorreiter multilateraler Freihandelsabkommen eröffnen der Europäischen Union (EU) - und insbesondere Deutschland - neue Handelsmöglichkeiten in Lateinamerika. Durch den Rückzug aus der Transpazifischen Partnerschaft wird deutlich, dass Lateinamerika andere multilaterale Handelspartner in den Blick nehmen sollte. Wenn die EU die von den USA hinterlassene Lücke nicht füllt, dann wird China dies tun. „Ich denke, dass die Vereinigten Staaten mit dieser [protektionistischen] Haltung eine Leere hinterlassen, und diese Lücke könnte von China gefüllt werden“, sagte der chilenische Präsident Sebastián Piñera auf dem jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos, Schweiz. Zwei der größten Möglichkeiten für den EU-Außenhandel liegen in Mexiko und im Handelsblock Mercosur.

Mexiko ist ein zunehmend wichtiger Handelspartner für die EU. Im Jahr 2017 war die EU nach den USA und China mit 37,9 Milliarden Euro die drittgrößte Importquelle Mexikos. Zu den wichtigsten EU-Exporten nach Mexiko gehören Maschinen, Transportausrüstungen, chemische Produkte sowie Brennstoffe und Bergbauprodukte. Nach den USA war die EU mit 23,8 Milliarden Euro auch der zweitgrößte Exportmarkt Mexikos für Waren wie Brennstoffe und Bergbauprodukte, Büro- und Telekommunikationsausrüstung, Transportausrüstung und andere Maschinen. Neben dem Warenhandel tauschten die EU und Mexiko im Jahr 2016 Dienstleistungen im Wert von rund 15 Milliarden Euro aus.

Die EU hat kürzlich eine Einigung über ein neues Freihandelsabkommen mit Mexiko erzielt. Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, erklärt: „Mit dieser Vereinbarung gehört auch Mexiko neben Kanada, Japan und Singapur zur wachsenden Liste der Partner, die bereit sind, mit der EU bei der Verteidigung eines offenen, fairen und auf Regeln basierenden Handels zu kooperieren.“  Die EU und Mexiko sind derzeit dabei, die rechtlichen Bedingungen des Abkommens zu finalisieren. Die Bedeutung Mexikos als Handelspartner für die EU wurde auch auf der Hannover Messe 2018 deutlich, wo sich Mexiko als erstes lateinamerikanisches Land überhaupt als Partnerland präsentierte.

Die Mercosur-Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay bieten ebenfalls zahlreiche Handelsmöglichkeiten für die EU. Ein kombiniertes Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 2,4 Billionen Euro und ein Markt von 262 Millionen Menschen macht sie zum drittgrößten Handelsblock der Welt. Die EU ist der größte Handelspartner des Mercosur. Im Jahr 2016 entfielen 21,8% des gesamten Handelsvolumens des Blocks auf die Europäer. Im Jahr 2017 exportierte die EU 44,4 Milliarden Euro in Waren wie beispielsweise Maschinen (28%), Transportausrüstung (17%) sowie Chemikalien und pharmazeutische Produkte (24%) in den Mercosur. Die Exporte des Mercosur in die EU beliefen sich auf 42 Milliarden Euro für Waren wie Nahrungsmittel, Getränke und Tabak (24%), pflanzliche Erzeugnisse wie Soja und Kaffee (18%) sowie Fleisch und tierische Erzeugnisse (6%).

Die Wahl von Trump scheint den Verhandlungen zwischen der EU und dem Mercosur über ein Freihandelsabkommen neues Leben eingehaucht zu haben. Nach über zwei Jahrzehnten endete die letzte Verhandlungsrunde im April 2018 zwar ohne eine Einigung, aber es wurden einige Fortschritte erzielt. Die wichtigsten Meinungsverschiedenheiten bestehen darüber, inwieweit sich die Märkte der Partnerländer für Autoimporte und landwirtschaftliche Erzeugnisse wie lateinamerikanisches Rindfleisch und EU-Milchprodukte öffnen. Einige Schätzungen deuten darauf hin, dass EU-Exporteure durch das Freihandelsabkommen mit dem Mercosur jährlich um 4,4 Milliarden Euro entlastet würden.

Während sich die USA zurückziehen, macht die EU Fortschritte beim Freihandelsabkommen mit Ländern Lateinamerikas. Nutzen Sie die günstige Ausgangslage zur Geschäftsanbahnung auf diesem lukrativen Exportmarkt! Thüringen International unterstützt Sie gern!