ENTRADA 2.0

Ein aktueller Lagebericht

Die weltweite Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf Arbeitsprozesse, Pläne und Vorhaben. Wie steht es um die Zukunft des geplanten Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Ländern? – Wir haben nachgefragt bei unseren Partnern/innen und um ihre kurze Einschätzung gebeten.

Die Thüringer Unternehmer in Montevideo während der Reise nach Argentinien und Uruguay im November 2019. Bild: LEG Thüringen

Aus Brasilien berichtet Parvis Papoli-Barawati von der PAPOLI-BARAWATI Anwaltskanzlei: „Brasilien war aufgrund der in regelmäßigen Abständen stattfindenden innenpolitischen Krisen wieder sehr mit sich selbst beschäftigt. Dies führte dazu, dass die Ratifizierung des Vertrages nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste stand. Mit der Gesundheitskrise hat sich die Prioritätenliste noch einmal dramatisch verändert. Obwohl die positive Grundeinstellung zum Vertrag im Mercosur weiterhin vorhanden ist, sind jegliche Aktivitäten zur Ratifizierung, im Gegensatz zur EU, derzeit nahe Null. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Inaktivität mindestens bis zum Ende der Gesundheitskrise bestehen bleibt.“

Genauso sieht die Hauptgeschäftsführerin der AHK Argentinien aktuell wenig Aktivität seitens der Regierung: „Argentinien und die gesamte Region Lateinamerika sind derzeit das Epizentrum der Corona-Pandemie, entsprechend richten sich die politischen und wirtschaftlichen Agenden dieser Länder in erster Linie darauf aus und die außenpolitischen Fragen werden vorübergehend nachrangig behandelt. Die AHK Argentinien erkennt aktuell keinen eindeutigen offiziellen Standpunkt der Regierung zum Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur.“ schreibt sie. Fügt aber hinzu: „Allerdings betont die AHK Argentinien in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit des Abkommens für den Privatsektor sowie das nachhaltige Wachstum und die langfristige Stärkung beider Wirtschaftsblöcke. Gerade in Zeiten großer Unsicherheit, in denen die globale Wirtschaft durch die weltweite Ausbreitung von COVID-19 geschwächt ist, erscheint es wichtiger denn je, Stabilität und klare Regeln für die Förderung des internationalen Handels durch multilaterale Abkommen zu gewährleisten.“

In seinem Statement bestätigt Mischa Groh, Geschäftsführer der AHK Uruguay die positivere Lage des kleinen Landes zwischen den 2 kranken Riesen: „Die aktuelle Regierung Uruguays bekennt sich klar zum Freihandel, Multilateralismus sowie einer regelbasierten Weltordnung. Präsident Lacalle Pou, der im März dieses Jahres die Amtsgeschäfte mit seiner Mitte-Rechts-Koalition übernommen hat, setzt in die bevorstehende deutsche EU-Ratspräsidentschaft große Hoffnung für eine neue Dynamik im anstehenden Ratifizierungsprozess (…). Für die deutsche Wirtschaft steht dabei viel auf dem Spiel. Zu den größten Gewinnern würden deutsche Unternehmen zählen, da sie heute schon den größten Teil zum Exportvolumen der EU beitragen. Ich bin also recht zuversichtlich, dass beide Wirtschafsblöcke sich der historischen Chance bewusst sind und das Rennen nicht den Wettbewerbern aus China überlassen wollen.“