Wirtschaftsminister Tiefensee mit Thüringer Wirtschafts- und Hochschuldelegation in Großbritannien

Keeping the Wheels Turning. New Mobility – the British Way

Eine gut 30-köpfige Thüringer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation unter Leitung von Minister Wolfgang Tiefensee besuchte vom 8. bis 12. Mai Großbritannien. Stationen der Reise waren London, Oxford, Coventry und Birmingham. Auf dem Programm standen politische Gespräche – u.a. im britischen Verkehrsministerium oder mit dem Lord Mayor (Bürgermeister) von Birmingham –, Treffen mit Wirtschaftsverbänden (z.B. dem britischen Automobilverband SMMT), Besuche von Unternehmen (u.a. BMW in Oxford, ZF Automotive UK), Hochschulen und Forschungseinrichtungen (Imperial College, London; britische Hochschulrektorenkonferenz; Advanced Propulsion Centre der University of Warwick; Tyseley Energy Park, Birmingham; University of Birmingham) sowie mehrere Investorengespräche.

Thüringen nutze das momentan abflauende Pandemiegeschehen für ein erneutes „Wiederanfahren“ seiner außenwirtschaftlichen Aktivitäten, sagte Tiefensee anlässlich der Reise. Im Fokus blieben dabei zunächst noch die wichtigen innereuropäischen Märkte und Forschungsstandorte im Nahbereich. Mit Großbritannien gehe es diesmal aber auch darum, die neuen Rahmenbedingungen für die künftige Zusammenarbeit nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union besser kennenzulernen. „Corona, aber auch der Brexit haben schon jetzt deutliche Spuren in den Handelsbeziehungen Thüringens zu Großbritannien hinterlassen“, sagte der Minister. Zudem werde durch den Brexit auch der Wissenschaftsaustausch – insbesondere die Mobilität von Studierenden und Forschern – erheblich eingeschränkt. Die Reise ziele deshalb auch darauf ab, nach Möglichkeiten für eine Stabilisierung und erneute Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der Hochschul- und Forschungskooperationen mit Großbritannien zu suchen, so Tiefensee.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der Reise lag auf der Zukunft der Mobilität. „Es geht um die Transformation in der Automobilindustrie und die Frage, mit welchen Strategien Großbritannien die Herausforderungen des industriellen Wandels angeht“, sagte Tiefensee. Das Vereinigte Königreich investiere derzeit in erheblichem Umfang in den Ausbau der Elektromobilität, neue Batteriewerke sollen in Nordengland und in den West Midlands bei Coventry entstehen. Insgesamt habe die britische Automobilbranche Investitionen von mehr als drei Milliarden Pfund (3,6 Milliarden Euro) angekündigt. Kontakte und Kooperationen suche man generell darüber hinaus aber auch in Branchen wie dem Maschinen- und Anlagenbau, der Energietechnik, Messtechnik und Sensorik, in denen Thüringen selbst breit aufgestellt ist. Zudem sollte im Rahmen der Reise die Möglichkeit gemeinsamer Forschungsprojekte, etwa im Bereich der Wasserstofftechnologie und der Batterietechnik, ausgelotet werden.

Großbritannien zählt derzeit immer noch zu den Top-10 der wichtigsten Handelspartner Thüringens, hat infolge des Brexits zuletzt allerdings etwas an Bedeutung verloren. Im Jahr 2019 lag das Land bei einem Warenvolumen von 1,1 Milliarden Euro auf Platz 2 der wichtigsten Exportziele der Thüringer Wirtschaft, bei den Importen mit 1,2 Milliarden Euro sogar auf Platz 1 noch vor China. Inzwischen liegt das gesamte Handelsvolumen nur noch bei etwa 1,5 Milliarden Euro, weil sich die Einfuhren in den letzten beiden Jahren halbiert haben (2021: Rang 7) und auch der Export um gut ein Fünftel geschrumpft ist (2021: Rang 6 unter den Auslandsmärkten der Thüringer Wirtschaft). Mehr als 250 Thüringer Unternehmen unterhalten Exportbeziehungen auf die Insel, wichtigste Exportgüter sind Kraftwagenteile, Maschinen, Kunststoffwaren, Metalle und Nahrungsmittel. Neben den Handelsbeziehungen sind auch die wechselseitigen Investitionsbeziehungen zwischen den Wirtschaftsräumen sehr eng. Nach Informationen der LEG Thüringen bestehen 32 britische Beteiligungen an Thüringer Unternehmen (bspw. N3 Engine Overhaul Services GmbH & Co. KG). Gleichzeitig sind sieben Thüringer Beteiligungen an britischen Unternehmen bekannt (bspw. Jenoptik, GÖPEL electronic). Hinzu kommt: Nicht nur wirtschaftlich hat der Freistaat bislang einen guten Draht zur Insel, sondern auch im Bereich der Wissenschaft: Insgesamt bestehen derzeit 48 Kooperationen zwischen Thüringer und britischen Hochschulen, hinzu kommen aktuell 14 Forschungskooperationen.

Die Thüringer Delegation wurde vom Bereich Thüringen-International der LEG Thüringen gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium organisiert und umfasste neben rund 20 Unternehmen aus dem Automobil- und Zulieferbereich, Prozess- und Fabrikautomation, Energietechnik, Spezialglas und 3D-Technologie auch Vertreter von vier Hochschulen (Universität Jena, Fachhochschule Erfurt, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, TU Ilmenau), vier Abgeordnete des Thüringer Landtags sowie Vertreter des Thüringer Zulieferbranchenverbandes automotive thüringen e.V. und der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT).

Interessensvertreter werden neue Autos des Herstellers Mini gezeigt
Gruppenfoto der Vertreter mit 3 neuen Automodellen des Herstellers Mini in der Mitte
An einem Stehtisch unterhalten sich 3 männliche Personen
Es unterhält sich eine Gruppe von 4 Personen
Eine Person erklärt einer Gruppe von Menschen einen Sachverhalt an einer Gedenkstätte eines Weltkrieges
Eine Gruppe, darunter Minister aus Deutschland, steht vor dem Eingang des Imperial College London

Bildquelle: Sergey Stefanovich